Trotz Corona-Krise entwickeln Diplomanden der HTL Waidhofen in vielen Bereichen zukunftsweisende Technologien.
Mit ihren verschiedenen technischen Ausbildungszweigen gewährleistet die HTL Waidhofen eine fundamentierte Ausbildung, was einen gelungenen Start in eine sichere berufliche Zukunft ermöglicht. „Bunt und vielfältig ist das Ausbildungsprogramm, die HTL Waidhofen verfügt über ein großes Firmennetzwerk, kooperiert in zahlreichen Projekten mit den heimischen Wirtschaftsbetrieben und kann dadurch eine praxisorientierte Ausbildung anbieten“, erklärt Direktor Harald Rebhandl.
Die fachpraktische Ausbildung startet im ersten Jahrgang. In den unterschiedlichen Werkstätten werden je nach Fachrichtung technische Grundfertigkeiten und moderne computerunterstützte Fertigungsmethoden gelernt. Der Unterricht in den verschiedenen Laboratorien (z.B. in der Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik, im Design, in der Photovoltaik oder im Programmieren von Robotern und Anlagen) beginnt im 3. Jahrgang. Im letzten HTL-Jahr haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Rahmen einer Diplomarbeit ihr technisches Geschick unter Beweis zu stellen und zu zeigen, dass sie technische Know-how und eigene Kreativität erfolgreich einsetzen können. Dabei stecken mindestens 200 Arbeitsstunden pro Schüler in einer derartigen Diplomarbeit.
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist es im Schuljahr 2020/21 nicht möglich, Schüler zum Schnuppern in die HTL einzuladen. Da auch die Tage der offenen Tür im Jänner 2021 entfallen sind, präsentierten die Diplomanden ihre Arbeiten der NÖN. So vielseitig das Bildungsangebot der HTL Waidhofen ist, so abwechslungsreich zeigten sich auch die verschiedenen Diplomarbeiten aus den höheren Abteilungen.
Um bei Kindern und Jugendlichen das Interesse an der Technik und an der Digitalisierung zu wecken, wurden im Future-Lab am Beta-Campus Technikbausätze in hoher Stückzahl automatisiert gefertigt. Auf der Grundlage von digitalisierten Anleitungen können die Bausätze von den Kindern entweder zuhause, in der Volksschule oder in der Mittelschule zusammengebaut werden. Die Diplomarbeit umfasst die komplette Gestaltung der Bausätze sowie die Planung und Implementierung des automatisierten Produktionsablaufes. „Wir möchten Kinder für Technik begeistern und das selbstständige Arbeiten fördern. Per Tablet und App gibt es eine genaue Anleitung für den einfachen Zusammenbau“, erklärt Lisa Nitsche von der Abteilung Maschinenbau-Automatisierungstechnik.
Ebenfalls um Automatisierungstechnik geht es bei einem Projekt, das den Feuerwehren enorme Erleichterung bringen soll. Normalerweise werden die Feuerwehrschläuche nach jedem Einsatz manuell im Schlauchturm hochgezogen, getrocknet und anschließend gerollt. Im Rahmen der Diplomarbeit wurde eine komplette Anlage konstruiert und gefertigt, welche sämtliche Arbeitsschritte des Trocknungsvorganges automatisiert abwickelt. Die Anlage wird von den Diplomanden im Schlauchturm der Freiwilligen Feuerwehr Ybbs an der Donau eingebaut. Die drei Diplomanden Florian Fasching, Simon Leitner und Lukas Oberleithner sind junge Feuerwehrleute bei verschiedenen Wehren und kennen die Problematik: „Nach größeren Einsätzen ist es wirklich zeitsparend, wenn die Anlage die Schläuche auf Knopfdruck aufwickelt. Bis zu 18 Schläuche haben auf unserer Vorrichtung Platz“, erklärt Florian Fasching von der Feuerwehr Ybbs.
Eine Entwicklung der Abteilung Elektrotechnik hat einen äußerst praktischen Nutzen für die Haltbarkeit von Parkett- und Holzböden. Speziell bei der Kühlung durch Klimaanlagen entstehen leichte Feuchtigkeitsschäden, was die Haltbarkeit vermindert. Das Projektteam hat daher für die Firma Aigner einen Prototyp entwickelt, der Feuchtigkeit und Temperatur regelmäßig misst und dann über das Mobilfunknetz an einen Server überträgt. „Das Gerät, das unmittelbar unter dem Holzboden installiert ist, greift direkt in die Klimaanlage ein und drosselt die Kühlung. Besonderes Augenmerk haben wir auf eine lange Batterielebensdauer von 10 Jahren gelegt“, demonstriert David Stöckel das kompakte Gerät, von dem bereits zwanzig Stück hergestellt wurden.
Ebenfalls in den Bereich Elektrotechnik fällt ein Projekt, bei dem es um faszinierende Extremwerte geht. Nachdem vor einigen Jahren ein Hochspannungsgenerator entwickelt wurde, bauten die Schüler ein Netzgerät für hohe Ströme. Das entwickelte Netzteil kann 4-phasig einstellbare Ströme bis zu zehn Kiloampere als Gleich- oder Wechselströme mit unterschiedlichen Signalformen liefern und so für diverse Versuche im Unterricht verwendet werden. „Hochströme werden industriell eingesetzt, für Schweißanlagen oder für Belastungstests. Das Netzgerät kann Strom für spezielle Versuchsanordnungen umformen. Die Diplomanden entwickelten die Leiterplatten mit Mikroprozessoren und programmierten auch die Software“, berichtet Professor Josef Leichtfried, der sich die Anlage schon sehr lange gewünscht hat.
Natürlich ist die Corona-Krise auch an der HTL Waidhofen nicht spurlos vorübergegangen. Doch die Diplomanden Paul Steindler, Christoph Wailzer und Matthias Heiß sahen in der Krise eine Chance und ein geeignetes Projekt für ihre Diplomarbeit. „Im Zuge der Corona-Situation ist es wichtig, die CO2-Konzentration in Räumen zu kenne. Weiters gibt es an der HTL unterschiedliche Stundenraster und so sollte auch die Schulglocke in den unterschiedlichen Klassen zu unterschiedlichen Zeiten läuten. Im Rahmen unserer Diplomarbeit haben wir für die Klassen ein Gerät entwickelt, welches den CO2-Wert regelmäßig misst und anzeigt“, präsentiert Paul Steindler das innovative Gerät. Zusätzlich werden die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur auf einer Webseite ausgegeben. Gleichzeitig kann dieses Gerät, von dem schon 40 Stück in der HTL Waidhofen verbaut wurden, auch als Schulglocke für unterschiedliche Zeiten in den verschiedenen Klassen verwendet werden. Und es ist auch als Alarmmeldeeinrichtung für Brandalarm oder Ähnliches nutzbar. „Man merkt schon, dass man alle 30 Minuten lüften muss, außerdem haben wir beobachtet, dass die CO2-Werte viel schneller sinken, wenn man zusätzlich zu den Fenstern auch die Türe öffnet“, erklärt Christoph Wailzer.
Text&Fotos: Christa Hochpöchler, NÖN-Ybbstal, Ausgabe KW17 v. 28.04.2021