Herr Professor Wiesinger, wie war Ihr beruflicher Werdegang nach der HTL-Matura?

Ich habe 1993 in der Abteilung für Elektrotechnik maturiert und danach Software-Engineering an der FH-Hagenberg studiert. Das war damals der erste offizielle Studiengang dieser Fachhochschule. Mein Praxissemester machte ich im Ausland beim Forschungszentrum Daimler Benz in Ulm.  Dort schrieb ich meine Diplomarbeit und konnte erstmals in die Forschungswelt hineinschnuppern. Ein sehr aufregender Bereich! Anschließend arbeitete ich 10 Jahre bei der Firma KEBA in Linz in der Industrieautomation. Ich war Projektleiter in der Softwareentwicklung von Maschinen- und Robotersteuerungen und als Software-Architekt im Automationsbereich tätig. Bereits während meiner Tätigkeit bei KEBA begann ich 2001 an der FH-Hagenberg  zu unterrichten. Seit 2008 habe ich eine Professur für Softwaretechnik und Betriebssysteme in den Studiengängen Hardware-Software-Design und Embedded Systems Design – mit recht breitem Kompetenzfeld: Softwareentwurf, Softwarearchitektur und Design-Patterns, Betriebssysteme, Compilerbau, Systemmodellierung und Projektmanagement. Ich halte Vorlesungen und Übungen für Bachelor- und Master-Studenten. Das Unterrichten gefällt mir, dieses Weitergeben von Wissen finde ich toll!

Würden Sie die HTL Waidhofen/Ybbs wieder besuchen und warum?

Auf jeden Fall! Das Besondere an diesem Schultyp sind sicherlich die breite technische Ausbildung und die Möglichkeit, sich nach der Matura auch in jede andere Richtung entwickeln zu können.  Ich bin in der Zeit der ersten PCs groß geworden und war schon als Jugendlicher technisch interessiert. Wie funktioniert das? Das war für mich immer interessant. In der HTL Waidhofen wurde diese technische Neugierde dann noch weiter gefördert. Ich erinnere mich an viele Lehrerinnen und Lehrer, einige waren auch als Erzieher im Konvikt tätig, wo ich während der ersten drei Jahre gewohnt habe. Von meiner HTL-Ausbildung habe ich auch später im Berufsleben stets profitiert!

Was schätzen Sie an einem HTL-Absolventen?

Ich schätze vor allem das solide Fundament und das technische Know-how von HTL-Absolventen. Ein Großteil unserer Studenten kommt von einer HTL und natürlich auch aus Waidhofen. Jene aus dem E-Technik-Zweig oder mit facheinschlägiger Vorbildung können bei uns nach dem Bundesheer gleich direkt ins 2. Semester einsteigen. Ich erwarte mir von meinen Studenten den Willen zu life-long-learning. Nach der Matura, nach einer Ausbildung, nach einer Prüfung ist es nicht aus! Es gibt noch mehr. In den Technik-Jobs verändert sich alles so rasant. Besonders die kombinierte Elektronik und Software ist heute ja der Innovationstreiber in allen Branchen. Ich sehe das täglich in unserem Studium und besonders in Gesprächen mit unseren Industriepartnern wie Audi oder BMW. Man muss immer am Ball bleiben und sich selbst am Laufenden halten.