Herr Ing. Martin Berger, wie war Ihr beruflicher Werdegang nach der Matura?
Ich habe 1985 in der Abteilung Elektrotechnik maturiert und dann das Bundesheer absolviert. Da ich damals unbedingt zu einem großen Unternehmen wollte, begann ich als Konstrukteur in der Haus- und Gebäudetechnik bei ELIN und pendelte von Amstetten nach Wien. In der HTL hatte ich die ersten Schritte am Computer gemacht, nach einem Monat bei ELIN sollte ich bereits einen Schaltplan am Computer zeichnen! Da sich bis dahin niemand mit diesem Thema beschäftigt hatte, habe ich mir mit der „try and error“-Methode EPLAN selbst beigebracht und wurde so vom Newcomer zum CAD-Techniker. Innerhalb eines halben Jahres war ich dann CAD-Gruppenleiter, ich habe Standorte in ganz Österreich betreut. Im Jahr 1990 wechselte ich von der Fa. ELIN zur Fa. AI Informatics, wo ich anfangs für die technische Betreuung der EPLAN-Kunden zuständig war, mich aber im Laufe der Jahre immer mehr in Richtung Vertrieb entwickelte. 1996 kam der Eigentümer von EPLAN, Herr Wiechers, auf mich zu und fragte, ob ich eine eigene EPLAN- Niederlassung in Österreich gründen wolle. Das war der Beginn von EPLAN-Österreich in Amstetten, wo ich bis heute Geschäftsführer bin. Heute gehören wir zur Friedhelm Loh Group, einem Konzern mit ca. 12000 Mitarbeitern weltweit, es gibt 15 Produktionsstätten und 65 Tochtergesellschaften mit insgesamt 2,2 Mrd. Euro Umsatz. Wir haben in Österreich mit 5 Mitarbeitern begonnen, heute sind es in Österreich 33 Mitarbeiter, in der Österreich-Gruppe mit dem zugehörigen Ausland ca. 75. Ich bin jetzt schon 19 Jahre bei der Firma, aber es ist nie fad, denn die Technologien entwickeln sich extrem schnell, sodass wir immer wieder gefordert sind, neue Visionen und Ideen rasch in die Praxis umzusetzen.
Würden Sie die HTL wieder besuchen und warum?
Auf alle Fälle! Gerade in unserer Gegend kann man mit Technik heute ja sehr viel erreichen! Obwohl ich eigentlich sagen muss, dass ich gar nicht der typische Techniker war. Als Kind habe ich zu Hause nie etwas gebastelt oder zusammengeschraubt, ich war in der Hauptschule eher der Sportler. Ein Bekannter riet mir, dass ich die HTL besuchen solle, weil der Technik die Zukunft gehöre. Darum bin ich eigentlich nach Waidhofen gekommen! Mein Sohn Christoph hat dieselbe Abteilung wie ich besucht und vor 2 Jahren an der HTL maturiert. Jetzt ist er Ingenieur im elektro-pneumatischen Bereich bei der Firma Festo. Die Ausbildung in Waidhofen hat ihm alle Türen geöffnet, mit guter technischer Ausbildung kann man sich einfach abheben. Technik macht Spaß, du bekommst die neuesten Innovationen mit. Die HTL-Ausbildung war das richtige Sprungbrett für mich, denn wir haben schon sehr früh neue Technologien kennen gelernt, bei mir war es eben damals die Anwendung von Computersystemen.
Was erwarten Sie von einem HTL Techniker?
Natürlich setze ich das Fachwissen voraus, immer wichtiger wird das bereichsübergreifende Denken. Man muss nicht immer alles wissen, aber man muss sich hineintigern können und bereit für Selbststudium und Weiterbildung sein. Sehr wichtig sind auch Fremdsprachenkenntnisse. Englisch ist einfach Voraussetzung. Am besten punktet man mit Ausbildung, Wissen und Auftreten. Wie man sich präsentiert, das ist heute enorm wichtig. Man sollte selbstsicher auftreten und kommunikativ sein, man muss mit Kunden auch Smalltalk führen können, wenn das gewünscht wird. Die persönlichen Skills helfen beim Bewerbungsgespräch und auch später im Job. Hier bei EPLAN hat man sehr viel mit Kunden zu tun. Ein Absolvent sollte lösungsorientiert denken. Man muss immer erkennen, wie der Kunde tickt. Das lernt man am besten durch Praxiserfahrungen. Oft sind es nämlich gar nicht so schwierige Probleme, aber man muss sie erkennen, um Lösungen zu finden!