Herr Ing. Markus Dollinger, wie war Ihr beruflicher Werdegang nach der HTL Matura?

Ich habe 1996 in der Abteilung Betriebstechnik (heute Wirtschaftsingenieure) maturiert. Nach dem Präsenzdienst habe ich hier in Scheibbs bei der Firma KONE Sowitsch als Konstrukteur begonnen. Ich war bald in die Anpassung unserer europäischen Produkte an den amerikanischen Markt involviert und zweiwochenweise in den USA, um dort Projekte zu betreuen.

Seit 2001 gehört der Produktionsstandort Scheibbs zur Wittur-Gruppe mit weltweit 3500 Mitarbeitern und 50 Standorten u.a. in Italien, Spanien, China, Indien, Brasilien. Im Moment betreue ich zwei Großprojekte, zum einen den Kingdom Tower in Dschidda (Saudi-Arabien), mit 1007 Metern soll dieser Turm das höchste Gebäude der Welt werden.  Beim zweiten Projekt handelt es sich um  Hudson Yards, einen riesigen Wohn- und Bürokomplex in New York. Wittur baut die Türantriebe und Schachttürverriegelungen für diese Aufzüge.

Mein Betätigungsfeld ist bunt gestreut. Als Leiter der R&D (Research & Development) für die Schachttürmechanismen und Türantriebe betreue ich mit meinem Team Entwicklungsprojekte sowie Großkunden- Projekte, kümmere mich um Zertifizierungen sowie Patentanmeldungen. Wir sind aber auch auf Baustellen vor Ort, was meinen Job sehr abwechslungsreich und interessant macht.

Würden Sie die HTL wieder besuchen und warum?

Ja. Ich komme aus Opponitz und habe zuerst in Waidhofen das Gymnasium besucht. Es war mir bald klar, dass ich in die HTL wechseln würde, weil ich nach der Matura ins Berufsleben einsteigen wollte. Meine Eltern unterstützten meinen Wunsch, in die HTL zu gehen, und die Abteilung Betriebstechnik entsprach meinen Interessen am besten. Ich finde, es ist wichtig, dass Eltern die Talente ihrer Kinder erkennen und man die „passende“ Ausbildung macht. Für meine eigenen Kinder wünsche ich mir, dass sie später vielleicht eine ähnliche Richtung einschlagen wie ich!

Was erwarten Sie von einem HTL-Absolventen?

Ich erwarte eine gewisse Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Flexibilität, denn die Aufgabengebiete im Unternehmen Wittur sind breit gestreut. Wichtig sind Social Skills, da wir auch viel mit Kunden zu tun haben. Man sollte offen sein und sich auch trauen, vor Leuten zu präsentieren oder Projektmeetings zu leiten. Ein Gefühl für die Technik sowie Hausverstand runden die wichtigsten Eigenschaften ab. Ich finde, dass die Diplomarbeiten, die die Schüler heutzutage im Rahmen ihrer Matura machen, eine sehr gute Vorbereitung auf das Berufsleben sind. Die angehenden Techniker beschäftigen sich mit einer realen Aufgabenstellung, und am Ende sieht man das Ergebnis oder Produkt, das oftmals dann im Unternehmen eingesetzt wird.

Bei dieser Zusammenarbeit lernen die Absolventen die Unternehmen kennen und können erste Kontakte knüpfen. Auch für uns als Arbeitgeber ist dies wichtig und effizient, da wir potentielle zukünftige Mitarbeiter kennen lernen.