Herr Ing. Schoyswohl, wie haben Sie Ihre HTL-Zeit rückblickend in Erinnerung?

Sehr positiv. Ich wusste, dass ich einen technischen Beruf ausüben will. Allerdings fiel mir die Wahl zwischen Automatisierungs- und Elektrotechnik nicht leicht. Schlussendlich habe ich mich für Elektrotechnik entschieden und bin bis heute mit dieser Wahl sehr zufrieden. Die Schulzeit hat einerseits sehr viel Spaß gemacht (Schulkollegen, diverse Professoren, Laborübungen usw.), andererseits wurde auch gefordert, was ja der Sinn einer schulischen Ausbildung ist.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang nach der Matura?

Im Jahr 2001 bin ich direkt nach der Matura zum Bundesheer. Bereits dort konnte ich das Erlernte gut nutzen, da ich im Fernmeldewesen eine Funkausbildung genoss. Danach war ich ein Jahr im Bereich der Heizungsregelungstechnik, Inbetriebnahme und Störungsbehebung von Heizungsanlagen bis zur Unterstützung in der Entwicklung von Wärmepumpen tätig. Neben dem Wissen über Elektrotechnik und Regelungstechnik konnte ich dort viel über die Thermodynamik lernen. Seit mittlerweile 2003 arbeite ich als Softwareentwickler (C/C++) für Türsteuerungen in der Bahnindustrie bei der Firma Knorr-Bremse, Division IFE in Kematen/Ybbs. Überraschenderweise verwendete die Firma IFE zu diesem Zeitpunkt die gleiche Entwicklungsumgebung und denselben Mikrocontroller, welchen ich bereits in der HTL bei Laborübungen kennen gelernt und für meine Abschlussarbeit verwendet hatte. Dies erleichterte mir den Einstieg in die hardwarenahe Programmierung um einiges.  Mittlerweile bin ich 13 Jahre bei der IFE. Ich habe als Software-Projektingenieur begonnen. Damals waren meine Hauptaufgaben die Anpassung der Türsteuerungssoftware an kundenspezifische Anforderungen, Integration der BUS-Kommunikation und die Inbetrieb- und Abnahme mit Vertragspartnern. Durch die so erlangte Erfahrung im Projektgeschäft habe ich gemeinsam mit Kollegen eine Software-Testabteilung aufgebaut. Aktuell arbeite ich in der Softwareentwicklung für die Basis-Software einer neuen Generation Türsteuerung. Hier sind vor allem auch Hardwarekenntnisse wieder gefragt, um die verschiedenen Messungen und Prüfungen durchführen zu können.

Sollte man Jugendlichen von heute empfehlen, die HTL zu besuchen? Warum?

Wenn sich jemand für Technik begeistert, dann ist die HTL ein hervorragender Platz, um das Wissen zu erlangen und es zu vertiefen. Heute wird von Industrie 4.0 gesprochen, jener digitalen Industrie, bei welcher die Produktion mit modernsten Techniken noch effizienter werden soll.

Als Techniker sehe ich hier die Jobs der Zukunft.

Was erwartet man von einem HTL-Absolventen? Was sollte ein HTL-Absolvent können, wenn er bei der Firma Knorr-Bremse Division IFE anfängt?

Um das zu beantworten, ist es zuerst einmal einfacher zu sagen, was man nicht erwartet, nämlich einen vollwertigen Kollegen, der ab dem ersten Tag alles kann. Natürlich erwartet man, dass die theoretischen Grundlagen des entsprechenden technischen Fachzweiges vorhanden sind. Darüber hinaus sollten eine gute Portion Selbstvertrauen sowie Hausverstand vorhanden sein. Wissen, welches noch nicht vorhanden ist, bzw. firmenspezifisches Wissen, das nicht vorhanden sein kann, soll aktiv eingefordert werden. Speziell Input von „nicht voreingenommenen“ neuen Kollegen kann sehr wertvoll sein, da hier der Blickwinkel für eine Aufgabenlösung oft noch ein ganz anderer ist. Die Firma IFE als Teil des Knorr-Bremse Konzerns mit über 100 Standorten in 30 Ländern auf allen Kontinenten ist ein international tätiges Unternehmen. Gute Englischkenntnisse sowie Freude am Kennenlernen anderer Kulturen sind hier sehr hilfreich. Ein gesunder Hausverstand, etwas Humor, Interesse und Ehrgeiz bilden eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Karriere bei unserem Unternehmen.